"Kriegsgerät interessiert uns brennend"
Über 200 Interessierte auf der Veranstaltung „Kriegsgerät interessiert uns brennend“ in Berlin am 23. Februar 2008. Von Jürgen
Die Veranstaltung war mit über 200 Leuten recht gut besucht. Auf mehreren Info- und Büchertischen konnten sich die BesucherInnen im Eingangsbereich des Statthaus Böcklerpark über das Solidaritätsbündnis „Einstellung der §129(a) Verfahren – sofort“ informieren und Bücher und Broschüren zu anderen Themen erstehen. Die „Antimilitaristische Broschüre“, die im Vorfeld der Veranstaltung bereits als pdf-Datei auf der Internetseite http://einstellung.so36.net/de/864 heruntergeladen werden konnte, wurde dort als Papierversion gegen Spende weitergegeben. Laut geäußerte Wunschvorstellungen einiger Politiker im Berliner Abgeordnetenhaus, daß diese Veranstaltung verboten werden könne, hatte im Vorfeld dazu geführt, dass mit Polizeipräsenz gerechnet wurde, die aber nur in Form von Zivilpolizei ausserhalb des Hauses zu sehen war. Wie viele unerkannt im Publikum waren, weiß aber letztlich nur die Polizei.
Die Veranstaltung begann mit einem kurzen Ausschnitt aus der oben beschriebenen Abgeordnetenhaussitzung (05:40-11:20), der im Publikum amüsiert zur Kenntnis genommen wurde. Einige dachten zunächst, dass der Ausschnitt verfälscht war, indem den Politkern eine andere Stimme zugeordnet wurde, bis sie schließlich zur Kenntnis nehmen mussten, dass das alles tatsächlich im Ernst gesagt wurde. Nach dem kurzen Film hat eine Frau aus dem Vorbereitungskreis sofort klargestellt, was in dieser Welt tatsächlich schäbig und verurteilenswert ist, nämlich das Zerstören der Lebensgrundlage tausender Menschen durch das deutsche Militär im Kriegseinsatz im Ausland.
Jetzt erst begann die Veranstaltung so richtig. Nach einer kurzen Einführung und Vorstellung der angereisten Gäste, wurden in einer ersten Runde auf dem Podium die einzelnen Aktionen in Irland, Holland und Husum vorgestellt und beschrieben. Aus Belgien war leider niemand gekommen, die Aktion wurde jedoch stellvertretend vorgetragen. Auf dem Podium war von Anfang an ein Stuhl unbesetzt, der freigehalten wurde für eine Vertreterin einer klandestinen militanten Aktion, die aus verständlichen Gründen nicht offen auf dem Podium sitzen konnte. Ihr Beitrag wurde als Einspielung über die Lautsprecher verlesen. Die Beschreibung der einzelnen Ausführungen würde diesen Beitrag sprengen, es soll aber ein Audiomitschnitt gemacht worden sein, der dann demnächst im Internet erscheinen soll. Obwohl im Vorfeld der Veranstaltung bereits schriftlich über die jeweilige Aktion berichtet wurde und einige Interviews in der Jungen Welt und im ND erschienen sind, wurden deren Darstellungen doch um so vieles lebhafter und anschaulicher erzählt. Leider gab es nach der ersten Runde auf dem Podium keine Möglichkeit für erste Nachfragen aus dem Publikum, doch dazu kam es dann nach einer Pause am Ende der 2. Runde. Eine Frage wurde von dem Gast aus Irland in die Runde geworfen, die leider von niemanden aufgegriffen wurde. Er hätte gerne gewusst, warum in Deutschland Feuer in den Aktionen eine so große Rolle spielt (siehe auch das Plakat zur Veranstaltung). Er sei der Ansicht, dass Feuer nicht immer kontrollierbar sei. Deswegen haben sie ihre Aktion mit einem Hammer durchgeführt. Eine besonders nette Ergänzung war diese Geschichte: Dieser Hammer war bereits auf vier anderen ähnlichen Aktionen verwendet worden. Die Polizei gibt diesen Hammer nach jeder Aktion nach einer gewissen Zeit wieder zurück, da sie das Recht auf Eigentum schützen und verteidigen. Der Hammer, der auf dem Flughafen in Shannon verwendet wurde, wird in 2 Monaten von der Polizei wieder zurückgegeben und könne entsprechend wieder eingesetzt werden.
Nach der 2. Runde auf dem Podium und einigen Nachfragen aus dem Publikum war es dann wie so oft auf solchen Veranstaltungen, schon recht spät geworden. Eine weitergehende Diskussion wollte unter solchen Voraussetzungen nicht so richtig entstehen. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass eine offene und öffentlich geführte Diskussion über militante Eingriffsmöglichkeiten gegen alle Kriegsvorbereitungen und –durchführungen notwendig und damit nur verschoben sei. Wir können also gespannt sein wie es weitergehen wird. Am Ende der Veranstaltung wurde noch das Ergebnis der Spendensammlung für das Solidaritätsbündnis bekannt gegeben. Über 500,- € waren dafür zusammen gekommen. Bis auf eine etwas dürftige Diskussion am Ende war es also ein gut besuchter und erfolgreicher Abend mit interessanten Berichten und Anregungen.