Erfurt: Brandanschläge auf Post-Autos und DHL-Packstationen
Militante Bundeswehr-Gegner als Täter vermutet
Erfurt. In Erfurt haben militante Gegner von Auslandseinsätzen der Bundeswehr offensichtlich mehrere Anschläge verübt. In der Nacht zu Samstag wurden zunächst zwei Packstationen des Post-Tochterunternehmens DHL beschädigt. In der Nacht zu Sonntag zündeten Unbekannte dann noch zwei Transportfahrzeuge der Post an. Diese brannten komplett aus. Die Polizei geht derweil davon aus, dass die Taten in Zusammenhang mit einer Verurteilung von drei Linksextremisten vom vergangenen Freitag stehen könnten und DHL als Unterstützer der Bundeswehr-Logistik deshalb Ziel der Attacke wurde.
Nach Angaben der Polizei entstand bei den Packstationen der Post-Tochter DHL ein Sachschaden in Höhe von 10.000 Euro. Beschädigt worden seien in erster Linie Glasscheiben. Farbschmierereien mit dem Wort «Entmilitarisiert» sowie ausliegende Flugblätter wiesen indes auf einen politischen Hintergrund hin. Desweiteren liegt auch ein Bekennerschreiben vor, in dem sich die Verfasser des Angriffs bezichtigen. Der Anschlag sei «aus Solidarität» mit drei am vergangenen Freitag zu Gefängnisstrafen verurteilten Männern geschehen.
Das Kammergericht Berlin hatte die heute 37- bis 48-jährigen Angeklagten zu Haftstrafen von drei bis dreieinhalb Jahren verurteilt, da diese im Juli 2007 versucht hatten, drei Lastwagen der Bundeswehr in Brandenburg/Havel in Brand zu setzen. Den Angeklagten wurde zudem Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und versuchte Brandstiftung zur Last gelegt. Die Verteidigung kündigte indes Revision an.
Bekennerschreiben begründet Anschläge auf DHL
Die drei hätten dabei stellvertretend für die «Militante Gruppe» (mg) vor Gericht gestanden, auch wenn sie dieser Vereinigung nicht selbst angehört hätten, heißt es in dem auch ddp vorliegenden Bekennerschreiben. Die Erfurter Anschlagsziele wurden indes auch damit begründet, dass DHL für die Bundeswehr logistische Aufgaben übernehme und damit zu einem «funktionierenden Militärapparat» beitrage. Die Post-Tochter werde damit «Ziel einer praktischen Abrüstung».
Von ihrer Gründung 2001 bis zur Festnahme der Angeklagten im Juli 2007 soll die mg mindestens 25 Anschläge mit einem Gesamtschaden von 840.000 Euro verursacht haben. Im Juli dieses Jahres hatte die Gruppierung dann öffentlich ihre Auflösung erklärt.
Beim Erfurter Anschlag auf die vor einer Filiale abgestellten Post-Transporter in der Nacht zu Sonntag liegt derweil nach Informationen der Polizei bisher kein Bekennerschreiben vor. Ein Zeuge habe zwei dunkel bekleidete Personen gesehen, die sich auf Fahrrädern vom Brandort entfernten, hieß es dazu nur.