Brunnenstraße 183 - Repression und Solidarität

Dies ist eine Pressemitteilung der militanten Bewohner_innen der Brunnenstraße 183,
nicht jedoch aller Bewohner_innen und Unterstützer_innen der Brunnenstraße 183.

Da die Brunnenstraße 183 akut räumungsbedroht ist, mussten wir uns zwangsläufig mit der Frage der Repression auseinandersetzen. Wollen wir bei einem polizeilichen Räumungsversuch der Brunnenstraße 183 unser Haus militant verteidigen oder aus Angst vor Repression fein das tun was uns die Polizei sagt? Uns wurde schnell klar, dass unsere Entscheidung wenig mit Selbstbestimmung zu tun hat sondern von verschiedenen Faktoren abhängig ist.
Wichtigster Faktor der unsere Entscheidung beeinflußt, ist die Unterstützung von Draussen. Solidarität ist ein Wort was häufig in diesem Zusammenhang genannt wird. Solidarität bedeutet hilfsbereit zu sein. Doch Hilfsbereitschaft ist noch lange keine Hilfe. Hilfe ist von einer tatsächlichen positiven Wirkung ekennzeichnet.
Doch Hilfe wofür? Bis auf kostenlosen Wohnraum, dreckige Parties und billig Bier wird in der Brunnenstraße 183 kaum etwas angeboten. Die fragwürdige Politik vieler Bewohner_innen und Unterstützer_innen der Brunnenstraße 183 kann als niedrigschwellig bezeichnet werden. Wir, die militanten Bewohner_innen der Brunnenstraße 183, sehen das aber nicht als einen Grund an, die Hilfe zu verweigern.

Wir finden gut, wenn Menschen Flaschen oder Steine auf Polizist_innen werfen, auch wenn sie betrunken sind oder nur mal Lust auf "Action" haben. Wir finden ebenso gut, wenn Menschen Autos anzünden, auch wenn sie das "warum" nicht formulieren können. Diese niedrigschwelligen Bewegungen sind Ausdruck vom Wunsch wenigstens einmal das Übergeordnete vom Pferd holen zu können und etwas Besonderes zu sein.
Wir finden es ehrlich, wenn das Polizeiauto aus Frust über die Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft entglast wird. Abgesehen von ihrer Schuld oder Unschuld wollen wir Alexandra R., Christian P., Niels V., Laurynas M. und Christian S. helfen, uns auf sie beziehen und Aktionen für sie starten.

Wir halten es für wichtig allen Gefangenen eine Stimme zu verleihen. Aber nicht nur niedrigschwellige linke Politik wollen wir unterstützen. Wir haben uns mit der durch die Militante Gruppe initiierte Militanzdebatte beschäftigt. Die Militante Gruppe fanden wir sehr gut und die drei Angeklagten im MG-Prozess (Oliver, Axel und Florian) können mit unserer Unterstützung rechnen.
Auch Hakenkrallen gegen Atommülltransporte befürworten wir. Wir fordern alle Aktivist_innen auf, Beschuldigte und Menschen, die zu Aussagen gezwungen werden sollen, zu unterstützen! Andrej Holm hat unsere Verdrängung beschrieben. Ihn und seine Familie wollen wir unterstützen.
Auch darum muss die Brunnenstraße 183 verteidigt werden.

Es kann nicht sein, dass die Polizei einfach in unsere Häuser kommen kann, unsere Kinder erschreckt und in den Sachen rumschnüffelt die uns wichtig sind. Angesichts der Scheinverhandlungen gegen vermeintliche Mitglieder und Mitglieder der DHKP-C und der Folter der sie ausgesetzt sind, fällt es uns nicht schwer gegen diesen Staat zu agieren.
Die Aktionen gegen den Staat sollten verhältnismäßig sein, ein Staat der eine Mitverantwortung an im Mittelmeer ertrinkende Flüchtlingen trägt.
Ein Staat der zulässt, dass Menschen wie Dennis J. und Sebastian H. von Polizist_innen erschoßen werden.
Ein Staat der mit anderen Staaten, die die Todesstrafe befürworten und foltern, Handel treibt.

Es ist wichtig, dass die Brunnenstraße 183 radikaler Politik Raum bietet. Hier könnt ihr auf uns zukommen und eure Projekte mit unserem ergänzen. So entsteht eine Bewegung! Wir brauchen und wollen keine leeren Worte. Wir wollen mit euch der Funke am Pulverfass sein.
Wenn wir auf die Polizei hören und die Brunnenstraße 183 verlassen, ist das nicht nur unser Armutszeugnis. Es bescheinigt der ganzen emanzipatorischen Bewegung, den "Hausis" in Berlin und der Berliner Linken, dass sie nicht an Freiräumen interessiert sind und sich ihr Haus aus den Händen nehmen lässt.

Liebevolle Grüße an die Liebig 14, die Rigaer 94, die Linie 206, den Wagenplatz Schwarzer Kanal und allen anderen bedrohten Wohnprojekten.

Wir vergessen euch nicht!
Wir wollen bleiben...

Brunnenstraße 183 / Militante Bewohner_innen
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Kontakt: brunnen183@riseup.net

Tags: solidarität