"Morgenlicht"-Prozess: Gegen Banken, Autos, Koch
Unter dem Kampfnamen "Bewegung Morgenlicht" soll ein 50 Jahre alter Ein-Euro-Jobber mehrere Bankfilialen in Frankfurt angezündet haben. Morgen beginnt der Prozess vor dem Landgericht.
Der Diplom-Betriebswirt soll in Bekennerschreiben an Medien und die Polizei von einer „Bewegung Morgenlicht“ geschrieben haben und deshalb der „Morgenlicht“- Attentäter sein.
Darüber hinaus wird dem Mann vorgeworfen, Anfang dieses Jahres eine Bombenattrappe an den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) geschickt zu haben. Die Polizei vermutete zunächst eine ganze Gruppe extremistisch orientierter Straftäter hinter der Anschlagsserie.
In der Frankfurter Innenstadt hatten zwei Bankfilialen, ein Drogeriemarkt und das Büro einer Zeitarbeitsfirma gebrannt. Zwischendurch standen mehrere Autos in Flammen. In den Bekennerschreiben behauptete der Verfasser, damit auf die sozialen Probleme von Arbeitnehmern aufmerksam machen zu wollen. Die Paketsendung an Koch begründete er mit verschiedenen Äußerungen des Ministerpräsidenten. Der Gesamtschaden betrug mehrere hunderttausend Euro.
Der Angeklagte, der einem Ein-Euro-Job nachgeht, wurde schließlich in einem Internet-Café festgenommen. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Straftaten einer Einzelperson handelte.
Während seiner Vernehmungen beteuerte er, immer darauf geachtet zu haben, dass bei den Bränden keine Menschen zu Schaden kamen. Die Anklage lautet daher auf schwere Brandstiftung, Störung des öffentlichen Friedens und Bedrohung. Die Staatsanwaltschaft sah bei Anklageerhebung die Strafgewalt des Amtsgerichts von vier Jahren offenbar als nicht ausreichend an und leitete die Sache zu einer Großen Strafkammer des Landgerichts weiter. Dort soll der Fall an drei Verhandlungstagen erledigt werden. (dpa)
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"Bewegung Morgenlicht"
Angeklagter gesteht Koch-Bedrohung
Zum ersten Mal trat die "Bewegung" bei Anschlägen auf Banken in Erscheinung.
Eine Bombendrohung gegen Ex-Ministerpräsident Roland Koch, dazu mehrere Brandanschläge in Frankfurt: Der Prozess gegen einen 50-Jährigen begann am Donnerstag mit einem umfassenden Geständnis.
"Ich wollte durch spektakuläre Aktionen ein Fanal gegen den Neoliberalismus setzen", sagte der Angeklagte zu Beginn des Prozesses gegen ihn am Frankfurter Landgericht. Seine Bekennerschreiben hatte der Mann als Mitglied einer "Bewegung Morgenlicht" unterzeichnet. Verantworten muss er sich vor Gericht unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und Bedrohung.
Der mutmaßliche Brandstifter, ein arbeitsloser Diplom-Betriebswirt, sitzt seit Februar in U-Haft. Er zeigte sich vor Gericht verantwortlich für die Brandanschläge auf zwei Bankfilialen, ein Zeitarbeitsunternehmen und eine Drogeriefiliale, bei denen ein Sachschaden von insgesamt mehreren hunderttausend Euro entstanden war.
Seine Taten seien politisch motiviert gewesen, nie habe er einen Menschen verletzen oder gar töten wollen. Die Bombenattrappe habe er Anfang des Jahres an den damaligen Ministerpräsidenten Koch (CDU) geschickt, weil er dessen Äußerungen über Hartz-IV-Empfänger nicht habe tolerieren wollen, sagte der Angeklagte. Koch hatte eine Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger gefordert.
Video-Aufnahmen führten zum Verdächtigen
Das Bekennerschreiben nach den Anschlägen auf Banken im November.
Der Angeklagte war nach mehreren Monaten Ermittlungen festgenommen worden. Nach der Anschlagsserie war die Polizei zunächst von einer Gruppe extremistischer Straftäter ausgegangen. In den Bekennerschreiben war stets von einer "Bewegung Morgenlicht" die Rede. Doch bei den Ermittlungen kamen die Beamten dem Verdächtigen dank dreier Video-Aufnahmen auf die Spur.
Am Ende half der Zufall bei der Fahndung: Die Bilder des Verdächtigen wurden an alle Reviere verteilt. Als eine Streife den Mann in Frankfurt erkannte, klickten die Handschellen. Nun muss das Landgericht über den 50-Jährigen entscheiden – es hat dafür drei Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird im Oktober erwartet.