Falsche DNA-Spuren: Phantom von Heilbronn ist kein Einzelfall
In der DNA-Datenbank des BKA gibt es nach Informationen des SPIEGEL mindestens sieben weitere Fälle, in denen die genetischen Spuren vermeintlicher Verbrecher in Wirklichkeit von Polizisten stammen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher.
Hamburg - Die als "Phantom von Heilbronn" in die Kriminalgeschichte eingegangene Polizeipanne ist offenbar kein Einzelfall. Einem internen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) zufolge gibt es in der DNA-Datenbank der Wiesbadener Behörde mindestens sieben weitere Fälle, in denen die DNA-Spuren vermeintlicher Verbrecher in Wirklichkeit von Polizisten stammen.
Spezialisten in Bund und Ländern hatten in den vergangenen Monaten insgesamt 74 sogenannte Spur-Spur-Serien überprüft. In diesen Fällen konnten übereinstimmende DNA-Spuren zwar mehrfach sichergestellt, aber keinem Täter zugeordnet werden. Weitere Prüfungen ergaben, dass in Bayern, Brandenburg, Hamburg, Sachsen und Hessen Kriminaltechniker und keine Kriminellen ihre DNA auf den untersuchten Gegenständen hinterlassen hatten.
Es habe sich "eindeutig bestätigt", notierten die BKA-Experten, dass sich Verunreinigungen von Asservaten und Spuren durch Mitarbeiter "trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie gänzlich ausschließen lassen". Da es sich bei den überprüften DNA-Serien nur um einen kleinen Teil der in der BKA-Datenbank gespeicherten Fälle handele, sei nicht auszuschließen, dass dort "ein weiteres Dunkelfeld von Mitarbeiterkontaminationen besteht".
Nach dem Mord an der 22 Jahre alten Polizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 in Heilbronn hatten die Ermittler anhand von DNA-Spuren nach einer Serientäterin gesucht, die es gar nicht gab. Im März 2009 stellte sich schließlich heraus, dass das an 40 verschiedenen Tatorten gefundene DNA-Material von einer Frau stammte, die die zur Spurensicherung eingesetzten Wattestäbchen der Polizei verpackt hatte.