Uni-Kollegen verlangen Freilassung von Andrej H.

Der Soziologie-Dozent sitzt seit 15 Tagen wegen Terror-Verdachts in U-Haft. Von THOMAS WALTHER

Seit 15 Tagen sitzt der Berliner Uni-Dozent Andrej H. (36) in Karlsruhe in U-Haft. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, Mitglied der terroristischen Vereinigung „militante Gruppe“ (mg) zu sein (B.Z. berichtete). Jetzt protestieren Kollegen von Andrej H. mit einem offenen Brief gegen die Verhaftung.

Nur weil Gedankengut aus H.s wissenschaftlichen Arbeiten in Bekennerschreiben der „mg“ auftauchten, sei er noch lange kein Mitglied, schreiben die Intellektuellen. Der Initiator des offenen Briefes, Prof. Hartmut Häußermann, sagt: „Das ist eine Kriminalisierung wissenschaftlicher Tätigkeit.“

Häußermann hat H. bei seiner Doktorarbeit betreut. „Er hat sehr neue, interessante Gedanken, ist aber ein besonnener Wissenschaftler.“ Zu den Unterzeichnern gehören auch Wissenschaftler von der renommierten Columbia-Universität New York und der Vorsitzende der Heinrich-Böll-Stiftung.

Auch für seine Anwältin sind die derzeitig vorgebrachten Vorwürfe der Bundesanwälte als Haftgrund nicht nachvollziehbar. Christina Clemm: „Mein Mandant soll sich zwei Mal mit einem weiteren Beschuldigten getroffen haben. Nur weil er dabei ohne Handy unterwegs war, wurden die Treffen als konspirativ bewertet.“

Für Ende nächster Woche hat die Anwältin nun einen Haftprüfungstermin in Karlsruhe anberaumt.

Die Bundesanwaltschaft bleibt aber bei der U-Haft für Andrej H., Sprecher Frank Wallenta (41): „Zweifel zu äußern, ist legitim. Aber die U-Haft hat ein Haftrichter nach Kenntnis der Akten angeordnet.“