Terrorverdächtiger Andrej H. unter Auflagen aus Haft entlassen
Berlin (ddp-bln). Der Ende Juli unter Terrorismusverdacht verhaftete Sozialwissenschaftler Andrej H. ist am Mittwoch aus dem Gefängnis entlassen worden. Das teilte seine Anwältin Christina Clemm mit. Ihren Angaben zufolge ist der Haftbefehl nicht aufgehoben worden. Vielmehr habe ein Ermittlungsrichter H. nach einer Kautionszahlung und unter verschiedenen Auflagen von der Untersuchungshaft verschont. Clemm zufolge bedeutet das,
«dass nach Ansicht des Ermittlungsrichters der Fluchtgefahr mit weniger einschneidenden Mitteln als der Untersuchungshaft begegnet werden kann». Nach Angaben der Anwältin hat die Bundesanwaltschaft mitgeteilt, gegen diese Entscheidung in Beschwerde zu gehen. Eine Begründung liege derzeit nicht vor.
Nach Angaben der Unterstützerwebsite einstellung.so36.net stützt die Bundesanwaltschaft ihre Anschuldigungen gegen Andrej H. lediglich auf Indizien. So könnte er aufgrund seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in der Lage gewesen sein, Bekennerschreiben der «Militanten Gruppe» zu verfassen. Andrej H. arbeitet an der Humboldt-Universität und forscht dort unter anderem zum Thema Gentrifikation, der Aufwertung innerstädtischer Wohngebiete. Die Begründung für die Festnahme hatte bei Wissenschaftlern weltweit für Protest gesorgt. In einem offenen Brief an Generalbundesanwältin Monika Harms forderten sie, die Unterstellungen fallen zu lassen. Sie fürchteten eine Einschränkung der kritischen Forschung und Lehre. Am Abend sollte im Carl-von-Ossietzky-Park in Berlin-Moabit eine Solidaritätsdemonstration für H. und drei weitere Verhaftete geben. ddp/jwu/fgr