Solidarität ist eine Waffe. Nutzen wir sie!
Dass dich alleine „einmachen“, lernt eigentlich schon jedes Kind. Dass vieles gemeinsam mehr Spaß macht und gebündelte Energie und Willen Berge versetzen auch. Obwohl fast alle das erfahren haben, laufen Menschen bei starkem Gegenwind meistens auseinander.
Solidarität bedingt ein bewusstes Erkennen der Lebensumstände – sowohl der eigenen als auch der gesellschaftlichen. Wo liegen gemeinsame Interessen, wo die Unterschiede? Welche Unterschiede lassen sich aushalten, wo ist eine unüberbrückbare Lücke? Wo ist „unten“ und „oben“? Konstruierte Gemeinschaften, „-Ismen“ oder abstrakte Begriffe sind Versuche der Menschen, den jeweiligen Angehörigen gemeinsame Interessen zu suggerieren. Aber sie stellen nicht automatisch Solidarität her, sondern sind oft nur Gruppenverhalten. Solidarität erkennt nicht nur gemeinsame Interessen, sondern geht viele Schritte weiter. Es wird überlegt, wo eigenes Handeln den Empfänger von Solidarität stärken und voranbringen kann.
Dass es Gefangene gibt, die wegen ihrer politischen Überzeugungen und konsequenter Handlungen stellvertretend für andere inhaftiert werden, wissen die meisten Menschen. Dass das neben dem Ruhigstellen der Betroffenen zumeist der Einschüchterung der Nicht-Eingesperrten dient, ist offensichtlich.
Angst, dasselbe zu erfahren, hindert viele, sich für das einzusetzen, für das die Gefangenen inhaftiert sind. Das Überwinden der Angst und der Gleichgültigkeit ist es, was nicht nur die Gefangenen unterstützt, sondern die Handelnden auch selbst stärkt. Wer kämpft, kann gewinnen oder verlieren, aber wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Solidarität ist darüber hinaus auch ein Gradmesser der Ernsthaftigkeit der eigenen Politik. Sich gegen ein System von Ausbeutung und Unterdrückung aufzulehnen, wird immer Repression der Machthaber nach sich ziehen. Wer in solchen Fällen nur Differenzen zu den jeweils Betroffenen sucht, um sich nicht zu verhalten, hat entweder den Charakter der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen nicht verstanden oder meint seine eigenen Bemühungen nicht ernst. Getroffen werden meist Einzelne – gemeint sind wir alle.
Warum unterstützen wir Mumia Abu-Jamal?
Wir wissen um den Rassismus, der eine der Grundlage aller europäisch geprägten Gesellschaften seit Beginn der Kolonialzeit ist. Historisch betrachtet ist jedoch jedes Imperium irgendwann untergegangen!
Wir wissen um die Zwangsarbeiten, auf denen bis heute der Lebensstandard von Teilen dieser Gesellschaften gegründet ist. Der gefängnisindustrielle Komplex wird ähnlich wie in den USA auch hier zum neuen „Soziallösungsmodell“ werden, wenn wir dem nicht entschlossenen Widerstand entgegen setzen. Kein Knast steht ewig!
Und wir wissen um die Todesstrafe in den USA. Diese ist das stärkste Instrument der Einschüchterung gegenüber der Bevölkerung. Sie ist ein Garant der als unabänderlich erscheinenden Zustände und soll Abschreckung bewirken. Oft haben sich Menschen in der Vergangenheit getraut, trotzdem an der Seite derjenigen zu stehen, die ohne Chance auf Verteidigung und oft mit gefälschten Beweisen zum Tode verurteilt wurden. In den Todestrakten der USA sitzt kein Reicher. Fast alles sind Afroamerikaner. Dazu kommen überdurchschnittlich viele Angehörige anderer ethnischer Minderheiten. Weiße werden in den USA viel seltener zum Tod verurteilt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie aufgrund der Geschichte von Sklaverei und Kolonialismus in der Mehrheit über mehr materiellen Wohlstand verfügen und daher häufig in der Lage sind, eine angemessene Verteidigung vor Gericht zu organisieren. Der Widerstand gegen die Todesstrafe wird in den USA immer stärker. Viele Menschen verstehen die Zusammenhänge zwischen Rassismus und Klassenjustiz.
Mumia Abu-Jamal hat diese Tatsachen immer klar benannt und als Journalist den Bezug zu den alltäglichen Ereignissen deutlich gemacht. Daher wird er als »Stimme der Unterdrückten« bezeichnet. Er spricht nicht nur für Gefangene oder für die Marginalisierten in den USA – seine Gedanken werden überall auf der Welt verstanden. Sie motivieren Menschen überall, ihre Verhältnisse zu hinterfragen und zu verändern. Genau deswegen wollen ihn die Behörden in Pennsylvania umbringen – und genau deswegen werden wir das verhindern.