Brandanschlag auf Bundeswehreinrichtung in Dresden
In der Nacht zu Ostermontag wurde der Fuhrpark der Offiziersschule des Heeres der Bundeswehr in Dresden zum Teil in Brand gesteckt. Der Brand brach gegen 3 Uhr aus. Brennende Reifen verursachten eine große Rauchsäule über der Albertstadt. Durch das aktive Abrüsten von 42 Autos, Bussen und Lkws entstand ein Sachschaden von mindestens drei Millionen Euro. In der Offiziersschule des Heeres werden jährlich etwa 4.000 SoldatInnen zu Führungskräften ausgebildet.
Eine Anschlagserklärung wurde u.a. der Redaktion des MDR-Regionalmagazins »Sachsenspiegel« zugesandt. In ihr übernimmt eine »Initiative für ein neues blaues Wunder« die Verantwortung. In dem Schreiben fordert die bisher unbekannt Gruppe ein Ende aller militärischer Einsätze und bekräftigt: »Wenn Ihr nicht abrüstet, tun wir es.« Ergänzend heißt es: »Um menschenverachtendes Kriegsgerät unbrauchbar zu machen, haben wir es angezündet.«
Wir dokumentieren die Erklärung im Original, deren Authentizität von der Polizei bezweifelt wird. Nach ersten polizeilichen Untersuchungen enthalte das Bekennerschreiben keine Informationen, die auf »tatsächliches Täterwissen« hindeuteten.
»Wenn ihr nicht abrüstet, tun wir es!«
Bekanntgabe zum Brand des Bundeswehrfuhrparks auf dem Kasernengelände der Offiziersschule des Heeres in Dresden: Schwerter zu Pflugscharen, Panzer zu Gartenscheren!
Es herrscht Krieg. Die Bundeswehr weitet u. a. ihren Angriffskrieg in Afghanistan im Rahmen des NATO-Kriegsbündnis stetig aus. Jetzt Waffen und Kriegsgerät zerstören: Das kann jeder, das sollte sogar jeder vernünftige Mensch machen. Heute – nicht morgen, wir können nicht mehr warten. Denn Kriege werden nicht durch Waffen verhindert – auch nicht durch sogenanntes »Peacekeeping«. Die Kriegstechnologie des Militärs, der Rüstungshersteller und Politiker bringt Tod und Zerstörung über die Menschen, verharmlost als Kollateralschäden und Berufsrisiko für Soldaten. Soldaten und Kriege haben auf dieser Welt nichts mehr zu suchen. Ihre Zeit ist abgelaufen. Sie tragen zu keiner Lösung, sondern zur globalen Vergrößerung des Elends bei.
Unsere Erfahrung hat gezeigt, daß keine Situation unausweichlich ist: trotz Stasi und ideologischer Verblendung. Was vor 20 Jahren galt, gilt auch heute noch. Auch der neue Staat hat uns nichts anzubieten, außer den Konsum des Freiheitsversprechens, welches angeblich am Hindukusch verteidigt wird. Die Beförderung von Offizieren am 7. Oktober 2008 erstmals im Rathaus hat das Faß des Gleichmutes zum Überlaufen gebracht. Wir verurteilen militaristische Rituale in öffentlichen Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen als Zeichen der Verbundenheit. Durch Politiker, die der Bevölkerung dienen sollten, nicht staatlich besoldeten Mördern. Uns reicht es, wir wollen die Täuschung im Namen von Demokratie und Frieden nicht länger hinnehmen. Wir tanzen nach keiner Melodie der Wendehälse mit ihren Blockflöten.
Wir müssen den Kriegen ihre materielle Grundlage entziehen. Eigenverantwortliche Abrüstungsschritte sind dabei das Gebot der Stunde. Um menschenverachtendes Kriegsgerät unbrauchbar zu machen, haben wir es einfach angezündet.
Die Offiziersschule des Heeres in Dresden ist die zentrale Ausbildungsstätte der Bundeswehr. Seit 1998 durchlaufen hier jährlich mehr als 1400 Offiziere und Anwärter die Lehrgänge zum Töten auf Befehl. Auf dem Gelände existieren Gefechtsstandsimulatoren, in den Hörsälen wird Taktik, Logistik und Geschichte gelernt: Kriegswissen. Das Wappen der Offiziersschule glorifiziert mit seinem eisernen Kreuz »das Soldatentum seit 1813 über alle Kriege und politische Veränderungen hinweg«. »Der Schildgrund symbolisiert« passend »in Rot die Bindung des Soldatenberufes« an den Mord anderer Menschen »bis hin zur Aufopferung des eigenen Lebens« als kümmerlicher Held.
– Keine weiteren Militärrituale vor der Semperoper!
– Schluß mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehrfahrzeuge!
– Keine Inlandseinsätze von Soldatenberufe!
– »No pasaran« für kriegsverherrlichende Neonazitruppen und deren alljährlichen Aufmarsch im Februar!
– Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!
Aus der Proklamation der provisorischen Regierung der Bunten Republik Neustadt: »Jede Verherrlichung von Krieg, Militarismus, Faschismus und Rassismus in der BRN verboten (...)«
In Erinnerung an Jorge Gomondai, der von rassistischen Jugendlichen aus der Straßenbahn geworfen wurde und dadurch am 6.4.1991 im Alter von 28 Jahren verstarb.
Initiative für ein neues blaues Wunder