Knast sind immer die anderen. Ausstellung in der ngbk
„Knast“ – das sind in der öffentlichen Rezeption vornehmlich „die anderen“: ein Phänomen, eine Wirklichkeit, die einen nicht zu betreffen scheint. Die Ausstellung versucht die künstlerische Annäherung an dieses zunehmend ins Abseits gedrängte System, das kontinuierlicher, aber wenig hinterfragter Teil gesellschaftlichen Funktionierens ist. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Grenzen der Institution Gefängnis befragt, aber auch ihre Durchlässigkeiten, die spezifische Formen des Austauschs und des Diskurses entstehen lassen. Viele der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, beweg(t)en sich über längere Zeit direkt im Strafvollzug. Sie agieren als Initiatoren, Vermittler, Moderatoren und Eindringlinge in das hermetische System des Strafvollzugs und schaffen unbesetzte Räume. In den meisten Fällen sind Inhaftierte Co-Autoren der Werke. Andere Positionen beziehen sich beobachtend oder modellhaft auf den Justizvollzug und befragen die spezifischen räumlichen und sinnlichen Bedingungen von Freiheitsentzug.
Ein zentrales Element der Ausstellung sind partizipatorische und ortsspezifische Auftragsarbeiten an Kristallisationspunkten des Berliner Strafvollzugs. Judith Siegmund beschäftigt sich mit dem Neubau der JVA Heidering, 20 km südlich von Berlin in Großbeeren. In ihrer dokumentarischen Arbeit hinterfragt sie die Auslagerung von Haftanstalten an den Rand der Gesellschaft. In der JVA Moabit, dem Untersuchungsgefängnis Berlins, arbeitet Katharina Heilein mit einer Gruppe von Inhaftierten zu der englischen Fernsehserie „The Prisoner“.
Ein Transport zwischen der NGBK und der JVA Moabit wird von Nadin Reschke mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsbeamten realisiert und vermittelt inhaltlich und symbolisch zwischen dem „Kunstort“ NGBK und der „Realität“ Gefängnis.
neue gesellschaft für bildende kunst (ngbk), Oranienstr.25, 10999 Berlin
22. August – 27. September 2009
Õffnungszeiten Ausstellungsraum:
Täglich 12 - 19 Uhr, Do - Sa bis 20 Uhr