TRAUMATISIERUNG UND WIDERSTAND: Leben unter dauerhafter Bedrohung

Diskussionsveranstaltung von Out of Action und Einstellunsbündnis, So, 23.11.2008, Berlin, 19.00 Uhr, Statthaus Böcklerpark, Prinzenstraße 1

Es gibt die unterschiedlichsten Überlebensstrategien als Reaktionen auf dauerhafte Bedrohungen: Vermeidung, Abspaltungen, sich in sich verschließen, hart werden, alles kontrollieren müssen, sich mächtig fühlen, hohes Mass an Funktionieren, aktiv sein müssen, Überleben mit Hilfe von Drogen. Auswirkungen sind u.a. Aggressionsschübe nach außen wie auch nach innen, Angstattacken, Angst vor Nähe, Panik, Depressionen, eher einen negativen, pessimistischen Blick auf sich und die Welt haben, geringes Selbstwertgefühl, tiefe Leere in sich zu spüren, aber auch eher geben denn was annehmen können.

Die Aufzählungen ließen sich noch lange fortführen, denn jeder Mensch ist anders und einzigartig. Fakt jedoch ist, dass ein Leben unter dauerhafter Bedrohung etwas mit einem macht, dauerhaft prägt. Traumatisierungen und seelische Verletzungen sind immer noch eher ein Thema, wenn es um Kriegsflüchtlinge geht. Doch Traumatisierungen entstehen leider auch hier -- ohne offensichtlichen Krieg.

Politische Analysen und strategische Überlegungen entstehen nicht nur dadurch, dass politische Texte wie z.B. Marx, Bakunin, Luxemburg gelesen werden und dann emotionsneutral die Verhältnisse analysiert und die Handlungen daraus abgeleitet werden. Du als ganzer Mensch spielst darin eine wichtige Rolle und das ist auch gut so. Um jedoch bewußter handeln zu können und nicht nur von Auswirkungen, die einem nicht bewußt sind, beeinflusst zu werden, bedarf es ein sensiblerer Umgang mit uns und anderen und ein größeres Wissen, wie Abläufe und Muster funktionieren.

Beim gemeinsamen politischen Handeln kennen sich die wenigsten so gut, dass sie voneinander wissen. Oftmals wird lediglich festgestellt, die Person ist anders, da steckt noch was dahinter, fühlt sich fremd, nicht gut an. Wir wissen alle, dass ganz viel, was uns geprägt hat, was uns ausmacht, was auf der Beziehungsebene abläuft, meistens auf der sog. Sachebene an der Oberfläche verhandelt wird.

Diese Veranstaltungsreihe ist uns so wichtig, weil wir Motivationen und das Dahinterliegende, wie wir uns im Widerstand befinden, enttabuisieren, sichtbar machen wollen und gemeinsam mit euch einen anderen, sensibleren, dem Menschen gerechteren Umgang finden wollen.

Wir wollen uns dem Thema in dieser Veranstaltung anhand von drei exemplarischen Bedrohungssituationen annähern:

  • das Leben unter permanenter Neonazipräsenz mit Übergriffen, Attacken etc.
  • das Leben als Illegalisierte mit permanenter Kontroll-, Knast- und Abschiebebedrohung
  • das Leben als Erwachsene/r nach einer Kindheit/Jugend mit permanenter häuslicher Gewalt

In der Veranstaltung kann vieles nur angerissen werden, deswegen bieten wir für die an, die einzelne Themen vertiefen wollen oder die das Bedürfnis haben, in einem nicht ganz so öffentlichen Rahmen sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, sich am 30. November um 17 Uhr im Heilehaus Waldemarstraße 36, Hinterhof in Berlin Kreuzberg, zu treffen.

Weitere Diskussionsveranstaltungen:

  • 25. Januar 2009 19 Uhr: "Traumatisiserung zur Waffe machen"
  • 23. März 2009 19 Uhr: "Traumatisiserung und Knast"
  • 24. Mai 2009 19 Uhr: "Der gläserne Mensch -- Traumatisierung und ständige Beobachtung"

Alle Veranstaltungen finden im Statthaus Böcklerpark Prinzenstraße 1 in Berlin Kreuzberg statt