Schlag gegen Linksextremisten

Polizei verhaftet Berliner, die in der Upstallstraße Bundeswehrlastwagen anzünden wollten. VON ULRICH WANGEMANN

Linksextremisten haben in der Nacht zu Dienstag versucht, drei Fahrzeuge der Bundeswehr in Brand zu setzen. Drei Berliner konnten auf frischer Tat ertappt werden, ein vierter wenig später. Das gab die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gestern bekannt – sie ermittelt gegen die Männer wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung.

Die Lastwagen, die zum Fuhrpark der Rolandkaserne gehören, waren wegen anstehender Wartungs- und Reparaturarbeiten auf dem Gelände des MAN-Nutzfahrzeuge-Zentrums in der Upstallstraße abgestellt. Das Areal ist nur durch einen mannshohen Zaun gesichert.

Nach Angaben eines Sprechers der Karlsruher Behörde hatten die Täter die Brandsätze bereits entzündet – Tatzeitpunkt war kurz nach 2 Uhr. Allerdings waren die Bomben mit Verzögerungsmechanismen versehen, so dass im Moment des Polizeizugriffs kein nennenswertes Feuer brannte. Andere Fahrzeuge waren nicht unmittelbar in Gefahr.

Bei den Verhafteten handelt es sich um Mitglieder der autonomen Szene aus Berlin. Wie aus Justizkreisen verlautet, sind sie bereits seit sechs Jahren observiert worden. Alle vier Verdächtigen im Alter von 35 bis 46 Jahren sollen der linksgerichteten "militanten gruppe" (mg) angehören. Die Gruppe soll sich bislang zu mindestens 25 Anschlägen bundesweit bekannt haben, unter anderem auf das Sozialgericht Berlin-Moabit 2006 und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin im selben Jahr. Ziel der Vereinigung ist es laut Bundesanwaltschaft, "durch ständige militante Aktionen die gegenwärtigen staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen zugunsten einer kommunistischen Weltordnung zu beseitigen". Warum die Gruppe sich Brandenburg für einen Anschlag aussuchte, ist unklar. Jedoch waren die Lastwagen leichter zugänglich als auf einem bewachten Kasernengelände.

Nach Angaben von Werkstattmitarbeitern waren die Spurensicherer des Bundeskriminalamts am Tag nach der vereitelten Tat noch bis in den Nachmittag auf dem Gelände. "Das waren mindestens 20 Mann", sagte ein Mitarbeiter des Betriebes. Die Bediensteten waren von dem dramatischen nächtlichen Geschehen am Morgen genau so überrascht wie die anliegenden Betriebe. Beamte des Landeskriminalamts, die bei dem Einsatz mitwirkten, sicherten den Tatort am Dienstagmorgen bis zum Eintreffen der Kollegen vom Bundeskriminalamt aus Wiesbaden.

Der Schlag gegen die Gruppe wird polizeiintern als großer Erfolg verbucht. So war es den Ermittlern bislang nicht gelungen, die Verdächtigen zu überführen, obwohl genug Hinweise auf ihre verfassungsfeindlichen Aktivitäten bestanden.