Schwerter zu Pflugscharen. Christliche FriedensaktivistInnen freigesprochen

Weltweit gab und gibt es immer wieder Versuche, militärische Einrichtungen oder Ausrüstung untauglich für ihren kriegerischen Einsatz zu machen. Die einen nennen es notwendige Abrüstung, Wiederentwaffnung, gewaltfreie Sabotage, christliche FriedensaktivistInnen sprechen vom sogenannten ploughsharing (»Schwerter zu Pflugscharen machen«), während die Herrschenden, die Justiz und das Militär solche Aktionen wahlweise Sachbeschädigung, Zerstörung, Brandstiftung oder Terrorismus nennen. Doch manchmal scheitern sie auch mit ihrer Sichtweise – wie z.B. in Irland.

Im Morgengrauen des 3. Februar 2003 schleichen fünf Mitglieder des »Pacifist Catholic Worker Movement« auf das Gelände des Flughafen Shannon an der Westküste Irlands, den das US-Militär für Truppen- und Munitionstransporte in die Golfregion nutzt. Die FriedensaktivistInnen gießen Blut auf die Startbahn und errichten einen Altar, auf dem sie eine Bibel, einen Koran, einen Rosenkranz, muslimische Gebetsperlen, Blumen, St. Bridget’s Kreuze und Fotos irakischer Kinder legen. Dann beginnen sie, die Startbahn mit einem Stemmeisen zu bearbeiten. Anschließend gehen die AktivistInnen zu einem Hangar, in dem ein Flugzeug der US-Navy zur Reparatur steht. Bevor sie ihn aufbrechen, schreiben sie auf die Tür des Hangars »Pit Stop of Death«. Hineingelangt beschädigen sie das Flugzeug. Danach warten Karen Fallon, Deirdre Clancy, Ciaron O’Reilly, Damien Moran und Nuin Dunlop auf ihre Verhaftung.

Die irische Presse sprach anschließend von gewalttätigen Angriffen auf PolizistInnen während der Festnahme. Die AktivistInnen bestritten dies. Ciaron O’Reilly erklärte vielmehr, einer der Polizisten habe aufgrund der psychischen Anspannung eine Panikattacke erlitten. Weil er um seinen Job und die Reaktion seiner Vorgesetzten fürchtete, behaupte er, die AktivistInnen hätten sich gewehrt.

Abrüstungsaktion vor Gericht endet mit Freispruch
Im März 2005 begann der Prozess gegen die Fünf. In insgesamt drei Verfahren gelang es der irischen Regierung nicht, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass die Verursachung eines 2,5 Mio. US-Dollar- Schadens an auf dem Flughafen Shannon befindlichem US-Militärgerät ein kriminelles Vergehen sei. Vielmehr befanden die Geschworenen im Jahr 2006 einstimmig, dass die US-Militärausrüstungen auf dem Flughafen »Leben und Besitz im Irak bedrohten«. Ferner erklärten sie, dass gewaltfreier Widerstand gegen die USIntervention im Irak nicht als krimineller Akt zu beurteilen sei. Die AktivistInnen hätten vielmehr mit ihrer Aktion schlimmeres Übel, nämlich den Tod unzähliger ZivilistInnen und die Zerstörung von Lebensraum im Irak verhindert.

Nach ihrer Freilassung kündigten die fünf Pacifist-Catholic-Workers, die unter dem Namen »The Pit Stop Ploughshares« bekannt wurden, an, ihre gewaltfreien Protestaktionen am Flughafen Shannon fortzusetzen zu wollen, sollte sich die irische Regierung weiterhin weigern, ihre Verwicklung in den Irakkrieg einzustellen und auf die Massendemonstration vom 15. Februar 2003 gegen den Irakkrieg zu hören.

Bis zum Beginn des Irakkriegs war der irische Flughafen Shannon einer der wichtigsten Umschlagpunkte für die USA, um SoldatInnen und Material im Rahmen ihrer Kriegsvorbereitungen in den Nahen Osten zu fliegen. Im März 2003 stellten allerdings drei der vier usamerikanischen Fluggesellschaften, die diese Transporte übernahmen, jeglichen Flugverkehr über Shannon aus Sicherheitsgründen ein. Ein Erfolg der direkten Aktionen der irischen Antikriegsbewegung. Seitdem nutzt das US-Militär vermehrt den Frankfurter Flughafen, da in Deutschland nicht mit derartigem Widerstand zu rechnen ist.

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