Vom Versuch, Inhalte zu vermitteln

aus dem Buch "Das zarte Pflänzchen der Solidarität gegossen. Zu den Verfahren und dem Prozess wegen Mitgliedschaft in der militanten gruppe (mg)", S. 37f, ISBN 978-3-942885-00-3, edition assemblage, März 2011.

Themen unserer Öffentlichkeitsarbeit waren zunächst Überwachung und die Bedeutung des §129. Gentrifizierung wurde ein Schlagwort, das plötzlich jede_r Journalist_in kannte, später kam das Thema Antimilitarismus dazu, besonders seit Prozessbeginn. Vernachlässigt haben wir das Thema Militanz. Außerdem stand die Frage im Raum, ob die schnell mobilisierte bürgerliche Öffentlichkeit überhaupt am Ball bleibt, wenn in einem zu erwartenden Prozess die „Brandstifter“ in den Mittelpunkt geraten. Wie lässt sich eine konkrete Abrüstungsinitiative vermitteln? Hierbei ging es jedoch nicht allein um (bürgerliche) Medien. Um diesem Problem zu entgegnen, konnten wir nicht auf Medien- und Filmschaffende hoffen. Das mussten wir selbst in die Hand nehmen.

Erfolgreich intervenieren konnte das Bündnis bei der Thematisierung der Ausforschungsparagrafen 129/a und der Überwachungsmaßnahmen der staatlichen Behörden. Wie bereits beschrieben, wurden die von der BAW abgesegneten Maßnahmen Bestandteil einer kritischen Auseinandersetzung. Entsprechend des Verlaufs hat sich der Schwerpunkt unserer Arbeit und unserer Berichterstattung mit dem Prozessbeginn richtigerweise verlagert. Stand anfangs Andrej im Mittelpunkt der Solidarität, sollten es nun die Angeklagten sein, denen eine Haftstrafe drohte. Zu Prozessbeginn erhielt unsere Arbeit daher einen anderen Charakter. Wir warben – wie mit dem offenen Brief nach den Verhaftungen – mit der Erklärung „Solidarität mit Antimilitaristen“ erfolgreich für Unterstützerunterschriften und versuchten Prozessbeobachter_innen zu mobilisieren. Zur Pressearbeit hinzu kamen während des Prozesses Veranstaltungen, Aktionen und unsere eigenen Medien in Form der Webseite und der Zeitung „Ende einer Dienstfahrt“. Da in den bürgerlichen Medien die antimilitaristische Aktion nur am Rande – als Aufhänger – eine Rolle spielte, kam besonders unserer eigenen Zeitung, die die Themen Repression und Antimilitarismus verknüpfte, eine besondere Rolle zu. Nur die linken Zeitungen haben – unterstützt von den Prozessbeobachter_innen – das Thema aufgegriffen und teilweise diskutiert.